Wilhelm Dilthey hielt 1902 im Vorwort zur Kant-Ausgabe für die letzte, die IV. Abteilung fest, dass diese ”aus den Nachschriften der Vorlesungen das Wissenswürdige“ (AA, I, XIII) enthalten werde. Die Abteilung ist zu Beginn der 1920er Jahre aus verschiedenen Gründen eingestellt worden: „Von der ursprünglich geplanten Herausgabe der Vorlesungen ist nach einstimmigem Beschluß der Kommission Abstand genommen worden.“ (SBPAdW (1882 ff): Sitzungsberichte der [Königlich] Preussischen Akademie der Wissenschaften [zu Berlin] (Berlin) (39/1920): S. 116.) Zu den Gründen zählten: Fehlende Finanzmittel, nicht ausreichende Kenntnisse über die Entstehung der 91 bis zum Jahr 1912 ermittelten Manuskripte und schließlich der erst 1907 durch Forschungen von Erich Adickes herausgestellte Umstand, dass Kant selbst zur „Physischen Geographie“ in den Jahren 1757/59 ein eigenes – in Abschrift erhaltenes – Konzept erarbeitet hatte.
In den 1950er Jahren wurde die Abt. IV neu aufgenommen, wie von Akademiemitglied Fritz Hartung von 1956-1960 ausgeführt wird:
- „Die Indexarbeiten wurden 1955 und 1956 beschleunigt weitergeführt. Inzwischen hat sich die Notwendigkeit ergeben, der in früheren Jahren von der Kantkommission zurückgestellten Frage der Kantischen Kollegnachschriften von neuem nachzugehen. Ende 1956 wurde mit Professor Menzer (Halle) deswegen verhandelt und eine Bestandsaufnahme sämtlicher noch vorhandener Kollegnachschriften Kants ins Auge gefaßt.“ (Hartung, Fritz (1956): Ausgabe der Werke Kants, in: JDA [Jahrbuch der Deutschen Akademie der Wissenschaften], S. 415.)
- „Nach einer vorläufigen Bestandsaufnahme der noch vorhandenen Kollegnachschriften Kants konnte der Bearbeiter am 5. Dezember 1957 der Klasse über die Frage der Edition von Kants Vorlesungen Bericht erstatten. Es wurde grundsätzlich einer Veröffentlichung der Vorlesungen zugestimmt. Damit ist ein alter Plan Diltheys von der Deutschen Akademie der Wissenschaften wieder aufgenommen.“ (Hartung, Fritz (1957) Ausgabe der Werke Kants, in: JDA. S. 83.)
- „Nachdem die Klasse am 22. Mail 1958 ihren Beschluß, auch die Vorlesungen Kants zu veröffentlichen, erneuert hatte, wurde mit der Vorbereitung und Sichtung des vorliegenden Materials begonnen. Es wurde eine 5bändige Ausgabe (Enzyklopädie und Logik; Anthropologie; Moralphilosophie; Metaphysik u. Religionsphilosophie; Metaphysik der Sitten) mit Erweiterungsmöglichkeiten ins Auge gefaßt.“ (Hartung, Fritz (1958) Ausgabe der Werke Kants, in: JDA, S. 217-218.)
- „Im Jahre 1959 wurden die Indexarbeiten weitergeführt. Von den Vorlesungsnachschriften sind die folgenden für die Veröffentlichung vorbereitet bzw. mit moderner Orthographie und Interpunktion versehen worden: Enzyklopädie-Vorlesung; Logik Blomberg, Logik Philippi, Physik-Vorlesung. Mit der inhaltlichen Textbearbeitung und Vorbereitung der Anmerkungen wurde begonnen. Eine in Polen (Krakau) neu aufgefundene Kanthandschrift: ein Fragment zum Streit der Fakuläten, wurde abgeschrieben und bearbeitet.“ (Hartung, Fritz (1959): Ausgabe der Werke Kants, in: JDA, S. 101.)
- „Im Jahre 1960 wurden - nach vorläufiger Zurückstellung der Indexarbeiten - die 'Vorlesungen' wesentlich gefördert. Zu den bereits vorhandenen Abschriften (mit moderner Rechtschreibung und Zeichensetzung) traten die Vorlesungen über Logik (Busolt), Praktische Philosophie (Powalski), Anthropologie (Brauer) sowie die nur in einer, von Arnoldt veranlaßten, Abschrift vorliegenden Vorlesung über die Metaphysik der Sitten (Vigilantius). Die Enzyklopädie-Vorlesung Kants konnte Mitte September druckfertig vorgelegt werden. Sie enthält außer einer allgemeinen Einleitung zu Kants Vorlesungen eine philologische Einleitung, Textänderungen und Erläuterungen.“ (Hartung, Fritz (1960): Ausgabe der Werke Kants, in: JDA, S. 267.)
1961 erschien daraufhin im Akademie-Verlag zu den „Vorlesungen über Enzyklopädie und Logik“ der erste Band „Vorlesungen über Philosophische Enzyklopädie“, allerdings im Rahmen der Abt. I.
Zu Beginn der 1960er Jahre wurde zwischen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und der damaligen Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine Fortführung der Abteilung IV vereinbart.
Der erste Band (Nr. 24 der Gesamtzählung) mit studentischen Nachschriften der Logik-Vorlesung ist 1966 erschienen.
Zum gegenwärtig gültigen Konzept der Ausgabe gehört die Neubearbeitung der auf Johann Gottfried Herder zurückgehenden Notizen nach Kants Vorlesungen von Prof. Steve Naragon (Manchester University). Die Bände zur „Physischen Geographie“ (Band XXVI.1 und XXVI.2) wurden 2009 respektive 2020 von Prof. Werner Stark fertiggestellt.
Münzkabinett der Staatlichen Museen
zu Berlin, 18249085;
© Reinhard Saczewski.
Aus der Berliner Werkstatt von Hofmedailleur Daniel Loos.
Münzkabinett der Staatlichen Museen
zu Berlin, 18249085;
© Reinhard Saczewski.
Aus der Berliner Werkstatt von Hofmedailleur Daniel Loos.
×
Münzkabinett der Staatlichen Museen
zu Berlin, 18249085;
© Reinhard Saczewski.
Münzkabinett der Staatlichen Museen
zu Berlin, 18249085;
© Reinhard Saczewski.
×